Beobachtungen am Ysop

Letzte Woche wurde ich wieder einmal gefragt, ob Honigbienen Wildbienen an Trachtquellen Konkurenz machen. Dazu sind mir keine wissenschaftlichen Forschungen bekannt. Aus eigener Beobachtung heraus scheint es mir aber tatsächlich ein Dominanzverhalten der Honigbienen zu geben.

Dazu hier eine Schilderung meiner Beobachtungen vom letzten Wochenende:
An unserem Kräuterbeet konnte ich eine interessante Entdeckung machen. Es war warm und sonnig, unsere zwei großen Ysop standen in voller Blüte. Im Verlauf des Tages konnte ich sieben verschiedene Wildbienenarten beobachten, die den Ysop angeflogen. Darunter waren „Bunte Hummel“ und „Erdhummel“, „Sandbiene“, „Furchenbiene“ und eine winzig kleine Art, die ich leider nicht bestimmen konnte (ein „fliegendes Komma“). Parallel waren aber auch Honigbienen am Ysop und zwar bis zu 25 Individuen auf einmal. Ich konnte beobachten, dass die Honigbienen nicht nur sehr schnell und fleißig sammelten (die andern waren auch schnell), sondern dass auch einzelne Honigbienen andere Wildbienen auf der Blüte anflogen und sie so vertrieben. Die Blüte, die dann frei war, wurde nun von der Honigbiene beerntet. Ob das Zufall war oder gezielt, weiß ich nicht, werde es aber weiter beobachten. Den Aspekt des Vertreibens von Konkurrenten kennt man schon von der Wollbiene. Die männliche Wollbiene ist bekannt für ihr Verhalten zur Revierverteidigung. Von anderen Bienenarten war mir das bisher nicht bekannt. (Interessanterweise konnte ich dieses Jahr noch keine Wollbienen im Garten beobachten. Dies nur am Rand.)

Jetzt kann man einwerfen, dass 25 Honigbienen nicht unbedingt nach viel Konkurrenz klingen. Bedenkt man aber, dass die Wildbienen ungefähr genauso viele Individuen, aber aus verschiedenen Arten darstellten, und dass es sich um nur zwei Pflanzen handelte, ist das doch beachtlich.

Es zeigte sich aber auch wieder, dass die Wildbienen in den Tagesrandzeiten, in denen es kühler war, wiederum im Vorteil waren (vor allem Hummeln). Das Fliegen bei ungünstigeren Witterungsbedingungen macht ja unter anderem auch die Vorteile von Wildbienen gegenüber Honigbienen bei der Bestäubungsleistung aus.

Aus den aktuellen Beobachtungen und meiner Erfahrung als Imker würde ich deshalb empfehlen, eigens für Wildbienen angelegte Flächen nicht für die Nutzung durch Imker zur Verfügung zu stellen oder wenn überhaupt, nur einzelne Völker aufzustellen.

Das Bild zeigt eine der emsigen Damen auf dem Ysop. Vermutlich eine Furchenbiene.

Da ich in letzter Zeit wieder vermehrt gefragt worden bin, was es mit den Wildbienen so auf sich hat, hier ein paar allgemeine Sätze.

Wildbienen sind die weniger bekannten Schwestern der Honigbienen. In Deutschland kennt man ca. 580 Wildbienenarten. Rund 65 % von ihnen nisten im Boden. Nur wenige Arten sind staatenbildend wie die Honigbiene. Einige Arten leben solitär, versorgen ihre Nester also allein, andere bilden kleinere Gruppen und nutzen Nester gemeinsam ohne Staaten zu bilden. Die sogenannten Kuckucksbienen leben parasitär, übernehmen also die Nester ihrer Wirte. Alle diese unterschiedlichen Verhaltensweisen sind sehr spannend zu beobachten und eröffnen den Blick in eine eigene Welt!

Weil das „Flugbenzin“ der Wildbienen begrenzt ist, müssen Nistplatz, Futterquellen und Baumaterial im Radius von wenigen hundert Metern vorhanden sein. Während sich die erwachsenen Wildbienen von Nektar ernähren, benötigen sie den eiweißreichen Blütenpollen, um ihre Nachkommen mit Futter zu versorgen. Dabei sind einige Wildbienenarten darauf angewiesen, dass sie bestimmte Blüten finden. Ihre Brut kann nur mit Pollen spezieller Pflanzen (z.B. Glockenblume) gefüttert werden (oligolektische Arten). Deshalb ist die Vielfalt in unseren Gärten und in unserer Landschaft so wichtig! Wildbienen brauchen Blühinseln, um zu leben.

Da Rheinhessen das erforderliche warme und trockene Klima für die Wildbienen bietet, kommen hier besonders viele Wildbienenarten vor (ca. 400). Wir leben also in einem Wildbieneneldorado und haben eine besondere Verantwortung für diese geschützten Tiere.

Außerdem möchte ich Euch die Gelbbindige Furchenbiene (halictus scabiosae) vorstellen, die aktuell zu beobachten ist. Sie ist eine von den Wildbienen die derzeit wieder vermehrt auf Sandhaufen oder ähnlichen Ruderalflächen im Massen anzutreffen ist.

Drei Weibchen der Gelbbindingen Furchenbiene Pollen sammelnd auf einer Blüte der Gewöhnlichen Kratzdistel

(Foto: Hans Richard Schwenninger
Quelle: http://www.wildbienen-kataster.de/…/PM_Wildbiene_des_Jahres…)

Die Gelbbindige Furchenbiene fällt durch ihre breiten gelben Streifen auf. Sie nistet in Sandböden und bevorzugt Korbblütler als Pollenquelle, ist aber nicht festgelegt (polylektisch). Diese Furchenbienenart zeigt ein besonderes Nistverhalten: Mehrere befruchtete Weibchen überwintern gemeinsam im Nest. Im Frühjahr wird eines von ihnen das Hauptweibchen, legt Eier und bewacht das Nest gegen andere Bienen. Die anderen „Hilfsweibchen“ helfen bei der Versorgung der Larven, werden aber nach einiger Zeit vertrieben und suchen sich eigene Nester – zum Teil übernehmen sie sogar Nester anderer Arten, um ein Heim zu finden. Ab Juni/ Juli schlüpfen dann die Männchen und begatten die Weibchen für die nächste Generation im kommenden Jahr.

Sendung des SWR von gestern

Diese Pflanzen helfen Insekten wirklich!

Tipps für den Artenschutz

Unter der Einleitung „Selbst etwas gegen das Insektensterben tun – das wünschen sich viele Hobbygärtner. Mit diesen Tipps ist es leicht, den Garten oder Balkon mit den richtigen Pflanzen in ein Insekten-Paradies zu verwandeln.“ kam gestern im SWR der angehängte Beitrag. Eine schöne Zusammenfassung mit O-Ton.

 

 

Nach dem Regen

Hier ein Film, als Anregung heute nach dem Regen besonders aufmerksam z.B. durch den Garten zu gehen. Es sollten einige Insekten unterwegs sein.

Die Hauptdarsteller sind Rosenkäfer, das Orchester im Hintergrund die Nachtigall.

Blühflächen-Aktion am 29.03.2019

Der Frühling ist da und die ersten Wildbienen fliegen. Während aktuell vor allem blühende Bäume und Büsche Nahrung bieten, heißt es für die Wildbienenbotschafter Jean Sebastien Larro und Anke Larro-Jacob jetzt, für den Sommer vorzusorgen und zwei Udenheimer Blühflächen in Schuss zu bringen (z.B. die trockenen Stängel des letzten Jahres zu mähen und abzuräumen).

Helfer, die sich den Bemühungen um die Bienen und alle anderen blütenbesuchenden Insekten anschließen wollen, sind herzlich willkommen.

Treffpunkt (nicht bei Regenwetter): 29.03.2019, 16 Uhr,
Insektenhotel am Udenheimer Sportplatz.

Bitte Handschuhe, feste Schuhe und evtl. Rechen mitbringen. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.

So soll es nächste Jahr mindestens wieder aussehen.

Wie die Intelligenz der Bienen durch Pestizide geschädigt wird

Einladung der BUND-Kreisgruppe Bad Dürkheim gemeinsam mit Pollichia und NABU
zur Vortragsveranstaltung

Wie die Intelligenz der Bienen durch Pestizide geschädigt wird

Datum:  Montag, 18. März 2019 um 19 Uhr

Ort:  Haus Catoir Bad Dürkheim, Römerstraße 20, Vortragssaal

Vortragender:  Prof. Dr. Randolf Menzel (Freie Universität Berlin)

Neonikotinoide werden häufig in der Landwirtschaft und im Garten als Schutz gegen Schadinsekten eingesetzt. Bestäubende Insekten nehmen diese Insektizide über den Nektar, den Pollen und die Guttationssäfte (Absonderung von Tautropfen durch die Pflanzen), sowie über Wasserpfützen auf.

In den meisten Fällen werden Bienen, Hummeln und Wildbienen dadurch nicht unmittelbar getötet, da sie geringere, subletale Dosen, aufgenommen werden. Solche Dosen sind aber nicht ungefährlich. Wir haben uns zwei Formen der Aufnahme angeschaut, die einmalige und die chronische Aufnahme und uns auf das in den letzten Jahren überwiegend verwendete Thiacloprid (z.B. in Calypso) konzentriert.

Die Experimente wurden mit einzelnen Honigbienen wie auch an ganzen Kolonien sowohl im Labor wie im Freiland durchgeführt. Die dabei von den Bienen aufgenommenen Dosen liegen im Bereich der unter gärtnerischen und landwirtschaftlichen Bedingungen aufgenommenen Dosen, zum Teil wesentlich darunter.

Es wurde vor allem geprüft, ob das Lernvermögen, die Gedächtnisbildung, der Gedächtnisabruf, die Sammelmotivation, die Navigation und die soziale Kommunikation gestört werden. Für alle Prüffaktoren ergeben sich drastische Effekte.

Besonders dramatisch ist die Situation nach chronischer Aufnahme. Auch wenn der größte Teil des aufgenommenen Futters im Stock abgeliefert wird, ist die Sammelmotivation, die Navigation und die Tanzkommunikation gestört.

Diese Daten zeigen, dass Thiacloprid, besonders in seiner Formulierung Calypso®, die neuronalen Verschaltungen im zentralen Gehirnbereich beeinträchtigen, die die Bienen befähigen, sich an die sich ständig verändernden Umweltbedingungen durch Lernen anzupassen.

Darüber hinaus berichtet Prof. Menzel auch über die Ergebnisse eines Projekts, bei dem Bienenvölker als „Umweltspäher“ eingesetzt werden.


Zur Person: Prof. Dr. Dr. hc Randolf Menzel ist emeritierter Professor für Neurobiologie am Institut für Biologie der Freien Universität Berlin. Er leitet die Arbeitsgruppe Neurobiologie seit 1976. Sein Arbeitsgebiet ist die Untersuchung der Gehirnvorgänge, die dem Lernen, der Gedächtnisbildung, der Sinneswahrnehmungen und der Navigation der Bienen zugrunde liegen.

Menzel & Eckoldt, Die Intelligenz der Bienen, Knaus Verlag, München.
366 Seiten, mit zahlreichen Farb- und s/w-Abbildungen
Preis 24,99 Euro
ISBN 978-3-8135-0665-5
 

Teilnahme an der Veranstaltung kostenlos; Spende erbeten.  

  Kontakt: BUND Kreisgruppe Bad Dürkheim
Dr. Anton Safer ( ) oder 0175 295 74 35